Steams größtes Review-Update bietet Spieler:innen eine lokale Perspektive
Steams jüngste Änderung ist eine strukturelle Neuinterpretation davon, wie globale Spieler:innenstimmen gehört werden. Am 18. August 2025 führte Valve sprachspezifische Review-Scores ein, die für Spiele gelten, die mindestens 2.000 Gesamtbewertungen und 200 Bewertungen in einer bestimmten Sprache aufweisen. Standardmäßig zeigt das System jetzt an, wie ein Spiel in der Sprache der Nutzer:innen ankommt; ihr könnt jedoch jederzeit zur klassischen globalen Durchschnittswertung zurückschalten.
Damit gesteht Steam eine Tatsache ein, die Spieler:innen längst kennen, Plattformen aber selten berücksichtigen: Die Qualität eines Spielerlebnisses kann sich drastisch ändern, je nachdem, wo ihr euch befindet und welche Sprache ihr sprecht. Übersetzungsgenauigkeit, kulturelle Sensibilität und sogar die Performance regionaler Server können Meinungen so beeinflussen, dass ein einzelner aggregierter Score sie nicht abbilden kann.
Wie Valve in der Ankündigung schreibt, „Kund:innen in verschiedenen Regionen der Welt können beim selben Spiel völlig unterschiedliche Erfahrungen machen.“
Kulturelle Divergenz als Daten
Der Zeitpunkt dieser Änderung ist kein Zufall. Das vergangene Jahr hat gezeigt, wie kultureller Gegenwind und technische Frustration auf Steam häufig aufeinandertreffen.
Nehmt Wuchang: Fallen Feathers als Beispiel: Im August erntete das Spiel einen Sturm der Kritik, nachdem ein umstrittener Patch die Rolle historischer Figuren in der Story veränderte; gleichzeitig sorgten Performance-Probleme dafür, dass die Reviews auf „größtenteils negativ“ absackten. Oder Helldivers 2: Sonys Plan, eine PSN-Konto-Verknüpfung verpflichtend zu machen, sowie die Entfernung aus dem Verkauf in 177 nicht unterstützten Regionen, lösten eine massive Review-Bombing-Kampagne aus – was zu einer raschen Kehrtwende bei der Richtlinie führte.
Durch die sprachspezifischen Scores bietet Valve nun ein Prisma, um diese divergierenden Erzählungen zu untersuchen, statt sie in einem Durchschnitt verschwimmen zu lassen. Ein:e Spieler:in in Berlin kann jetzt sehen, ob ein Spiel bei deutschsprachigem Publikum anders ankommt als bei englischen oder chinesischen Nutzer:innen – eine unverzichtbare Transparenzschicht.
Die nächste Stufe der Review-Integrität
Auch die Wissenschaft stützt diesen Bedarf an Nuancen. Studien zu nutzergenerierten Bewertungen zeigen immer wieder, dass kontextreiches, kulturell abgestimmtes Feedback als vertrauenswürdiger und hilfreicher gilt als generische Durchschnittswerte. Mit seinem Schritt versucht Valve, diese Erkenntnis zu nutzen und Informationen so aufzubereiten, dass sie die Komplexität eines globalen Marktes besser abbilden.
Das Update ist eine kulturelle Neukalibrierung. Indem lokale Stimmen hervorgehoben und gleichzeitig die globale Perspektive bewahrt wird, spiegelt Steams Review-System jetzt die vielfältigen, mitunter widersprüchlichen Realitäten des modernen Gamings wider. Es ist ein Vertrauens-Experiment, das möglicherweise nicht nur die Bewertung von Spielen, sondern auch der Systeme, die sie umgeben, neu definiert.