Österreich bereitet Generalüberholung des Online-Glücksspielmonopols vor
Während eine Reihe von Konzessionen für Casinos und Lotterien 2027 ausläuft, rückt Österreich einer seit Langem diskutierten Reform seiner Glücksspielbestimmungen näher. Das Finanzministerium finalisiert derzeit einen Gesetzesentwurf, der den Rahmen für die nächste Generation von Online-Casino-Lizenzen festlegen soll.
Die Weichenstellung betrifft weit mehr als nur einen Betreiber. Österreichs Dreierkoalition aus Volkspartei, Sozialdemokraten und den liberalen Neos hat zugesagt, das bestehende Monopolmodell zu modernisieren – unter Druck durch europäische Rechtsprechung, schwache Kanalisierung hin zum legalen Angebot und Kritik an der Doppelrolle des Staates als Eigentümer und Aufsichtsbehörde.
Monopol steht 2027 auf dem Prüfstand
Aktuell deckt eine einzige 15-jährige Konzession Lotterien und Online-Casino-Produkte ab, die unter der Marke Win2day von den Österreichischen Lotterien und deren Muttergesellschaft Casinos Austria betrieben werden. Die Genehmigung wurde im Oktober 2012 erteilt und läuft bis September 2027; parallel dazu enden die landbasierten Casino-Lizenzen gestaffelt zwischen 2027 und 2030.
Die am 2. März 2025 unterzeichnete Koalitionsvereinbarung deutete zunächst auf Kontinuität hin: eine erneuerte Einzel-Lizenz, höhere Steuern und konsequenteres Vorgehen gegen unlizensierte Seiten. Geplant sind ein verstärkter Einsatz von Internet- und Zahlungsblockaden und – entscheidend – eine neue Glücksspielbehörde, die Lizenzentscheidungen aus dem Finanzministerium herauslöst, das weiterhin eine beträchtliche Minderheitsbeteiligung an Casinos Austria hält.
Konkurrierende Pläne zur Glücksspielreform
Branchenverbände betonen, dass Erfahrungen in ganz Europa zeigen, wie schwer sich ein Monopol tut, seine erklärten Ziele zu erreichen. Obwohl Win2day die einzige lokal lizenzierte Plattform ist, erfasst sie nur einen Teil des österreichischen Online-Glücksspiels; viele Spieler wechseln zu Offshore-Seiten. Diese schwache Kanalisierung hat Klagen angefacht und Zweifel daran geweckt, ob das Monopol weiterhin den EU-Vorgaben zu Verbraucherschutz und Marktöffnung genügt.
Der österreichische Online-Glücksspielverband OVWG unter Leitung von Simon Priglinger-Simader drängt daher auf ein voll lizenziertes Mehranbietermodell mit strengen technischen und Compliance-Auflagen.
Regierungsjuristen und Teile der Koalition bleiben hingegen vorsichtig und favorisieren eine einzige Lizenz bei zugleich verschärfter Aufsicht. Der Gesetzesentwurf, der gegen Ende 2025 erwartet wird, soll zeigen, welche Vision sich durchsetzt – und ob Österreich in die Ausschreibungsrunde 2027 mit einem wirklich neuen Modell oder lediglich mit einer überarbeiteten Variante seines langjährigen Monopols geht.